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AutorenbildArmin Grasmuck

Bundesliga-Kicker Yannick Gerhardt über seinen Blick auf die Mobilität von morgen

Yannick Gerhardt (28) steht seit 2016 bei Bundesligist VfL Wolfsburg unter Vertrag. Er wurde in Würselen/NRW geboren und beim 1. FC Köln ausgebildet. Im September 2013 debütierte der Mittelfeldspieler im Dress der Geißböcke in der höchsten deutschen Spielklasse, drei Jahre später machte er beim 0:0 in Mailand gegen Italien sein erstes und bislang einziges Länderspiel für die A-Nationalmannschaft. 2017 wurde er mit der deutschen U-21-Nationalmannschaft Europameister. Mit den Wolfsburgern qualifizierte er sich in der vergangenen Saison für die Champions League, die Wölfe schieden im Herbst jedoch bereits nach der Vorrunde aus.


Einsatz in der Autostadt: Yannick Gerhardt posiert vor dem neuen VW ID.5, der Ende April der breiten Öffentlichkeit vorgestellt wird

| Der Führerschein, endlich selbst ans Steuer – und möglichst schnell ein eigenes Auto. Waren Sie auch einer derjenigen, die dem 18. Geburtstag entgegengefiebert haben?


Yannick Gerhardt: Ich war sogar noch schneller! (lacht) Ich habe den Führerschein bereits mit 17 Jahren gemacht und durfte im Anschluss mit einer Sondergenehmigung auch schon mit 17 zum Training fahren. Wir wohnten 50 Kilometer von meinem damaligen Klub, dem 1. FC Köln, entfernt. Es gab von dort keine Möglichkeit, mit dem öffentlichen Nahverkehr zum Verein zu kommen. Deshalb wurde diese Ausnahme genehmigt. Klar, auch ich habe darauf gebrannt, endlich Autofahren zu dürfen. Ich erinnere mich noch sehr genau, dass ich die ersten Fahrten mit dem Polo meiner Eltern gemacht habe. Es war das Gefühl der großen Freiheit.


| Fühlten Sie sich mit 17 reif genug für den Straßenverkehr in einer Millionenstadt wie Köln?


Ich habe schnell gemerkt, dass die Fahrprüfung und der bestandene Führerschein noch kein klares Zeichen dafür sind, dass man gut Autofahren kann. Man braucht einfach eine gewisse Erfahrung im Straßenverkehr, deshalb bin ich zu Beginn lieber etwas vorsichtiger gefahren.


| Die Art der Fortbewegung erlebt gerade einen großen Umbruch, auch die meisten der großen Automobilhersteller bekennen sich klar zur Elektromobilität. Wie empfinden Sie diesen Wandel?


Ich habe mich in den vergangenen Jahren vermehrt mit den Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit auseinandergesetzt. Die Elektromobilität ist definitiv eine der Lösungen, wenn es darum geht, umweltfreundlicher unterwegs zu sein. Das ist der Grund, warum ich seit gut zwei Jahren elektrisch fahre.


| Wie haben Sie den Umstieg von den Verbrennermotoren zum Elektroauto erlebt?


Die Fahrgeräusche! Das ist die größte Umstellung. Zu Beginn habe ich mich öfter gefühlt wie in der Straßenbahn oder im ICE. (lacht) Ich finde es eigentlich ziemlich entspannend, wenn es im Auto etwas ruhiger ist. Natürlich ist die Reichweite nach wie vor ein wichtiger Punkt, der auch etwas Planung erfordert. Ich denke, jeder, der sich der Elektromobilität gegenüber offen zeigt, erkennt relativ schnell die Vorteile, die sie bringt.


| Stichwort Reichweite. Wie planen Sie Ihre Fahrten, beispielsweise vom ihrem Arbeitgeber VfL Wolfsburg in die rheinische Heimat?


Ich mache mir jetzt auf jeden Fall mehr Gedanken. Längere Strecken lege ich inzwischen auch gerne mit der Bahn zurück, die Verbindungen von Wolfsburg nach Köln sind sehr gut. Selbstverständlich bin ich auch schon ein paar Mal mit dem Elektroauto nach Köln gefahren, das hatte ich mir ehrlich gesagt schwieriger vorgestellt. Mittlerweile ist es möglich, die gesamte Fahrt inklusive aller Ladestopps im Navigationssystem über den Routenplaner zu definieren. Klar, es dauert insgesamt etwas länger als mit dem Verbrennerfahrzeug. Doch es ist auch ein Schritt weg von der hektischen Art, immer alles möglichst schnell erreichen zu müssen. Mit dem E-Auto lässt man sich einfach etwas mehr Zeit und reist somit entspannter.


| Wie Ihre Mitspieler und Kollegen beim VfL Wolfsburg, einem 100-prozentigen Tochterunternehmen von Volkswagen, haben Sie speziell mit dem Blick auf die Mobilität den Vorteil, in der Autostadt zu leben und zu arbeiten. Was bedeutet dies in der Praxis?


Es ist selbstverständlich eine besondere Situation. Wir gehören zu Volkswagen, und irgendwie wächst man automatisch mit dem Unternehmen zusammen. Man informiert sich, man lernt mehr über Autos. Eines der ersten Erlebnisse nach meinem Wechsel war der Besuch der Autostadt – vor allem das Automobilmuseum ist sehr beeindruckend. Wir besuchen natürlich auch immer wieder das Werk, das ist jedes Mal aufs Neue spannend. Ich habe großen Respekt davor, wie das alles funktioniert, welche logistischen Herausforderungen die Autoproduktion mit sich bringt.


| Haben Sie die Möglichkeit, zukünftige Modelle oder Prototypen zu besichtigen oder sogar für Testfahrten bereitgestellt zu bekommen?


Das wäre sicher interessant, doch so leicht lässt sich die Entwicklungsabteilung von Volkswagen dann doch nicht in die Karten schauen. Zumal ich von Beruf ja auch Fußballer uns kein Ingenieur bin. (lacht) Richtig spannend finde ich die Fahrsicherheitstrainings auf speziellen Teststrecken, an denen meine Mitspieler und ich mehrfach teilgenommen haben. Da konnten wir auch umfangreiche Erfahrungen im Bereich der Elektromobilität machen. Sicherheitstechnik, Slalomfahrten, Vollbremsen – das hat allen Spaß gemacht


| Ist das Thema Nachhaltigkeit generell schon im Mannschaftskreis angekommen?


Ich denke, die Vereine nehmen das Thema ernst. Der VfL ist in diesem Bereich sehr aktiv. Das Ziel, prinzipiell nachhaltiger zu agieren, ist klar auf unsere Fahne geschrieben. Mannschaftsintern ist es bei uns wie wahrscheinlich überall: Der eine interessiert sich mehr dafür, der andere weniger. Ich denke, jeder kann seinen Teil dazu beitragen, dass wir unsere Klimaziele einhalten.


| Wie erleben Sie die Möglichkeiten der Elektromobilität im Alltag?


Wir haben Ladesäulen am Trainingsgelände. Ich kann mein Auto während des Trainings aufladen, muss nicht mehr zur Tankstelle. Natürlich weiß ich, dass es ein Privileg ist, dass nicht jeder hat. Normalerweise fahre ich auch keine größeren Strecken, höchstens hin und wieder nach Braunschweig, das sind rund 30 Kilometer. Das Elektroauto ist für mich deshalb perfekt, auch weil die Reichweite für mich in diesen Fällen einfach kein Problem ist. Bevor wir die Ladesäulen auf dem Klubgelände hatten, musste ich immer in der Stadt aufladen. Das hat immer problemlos geklappt, auch weil Wolfsburg da gut aufgestellt ist – doch es erforderte eben auch die richtige Planung. Ich habe bemerkt, dass es mittlerweile immer mehr Ladestationen gibt, deswegen wird es in Zukunft mit Sicherheit für alle einfacher, den Strom für das Auto zu bekommen.



| Fahren Sie lieber oft und schnell zum Aufladen? Oder eher selten und mit längeren Stopps?


Ich bin auf jeden Fall einer, der möglichst kein Risiko eingeht, fahre also lieber öfter zum Aufladen. Wenn der Akku 40 Prozent anzeigt, ist es für mich das klare Zeichen: Es wird wieder Zeit. Auf diese Weise versuche ich auch, unnötigen Stress zu vermeiden.


| Fußballprofis pflegen seit Jahrzehnten bevorzugt PS-starke Autos zu fahren. Wer hat den schnittigsten E-Flitzer auf dem VfL-Parkplatz?


E-Autos sind in der Kabine das Thema. Derzeit fahren viele Mitspieler wie ich den ID.4. Zuvor hatte ich einen Audi e-tron. Heute sehe ich zum ersten Mal den ID.5 – spitze. Und sehr sportlich mit dem Schrägheck. Generell gibt es bei uns wie bei den anderen Klubs noch Aufholbedarf, was die eigene Nutzung von Elektromodellen betrifft.


| Nach einer Schwächephase gegen Ende des vergangenen Jahres haben Sie es geschafft, mit dem VfL auf die Erfolgsspur zurückzukehren. Sind die Akkus wieder geladen?


Diese Saison war von einigen Highlights geprägt, weil wir bis zur Winterpause auch in der Champions League gespielt haben. Doch es stimmt: Generell sind wir hinter unseren Erwartungen, es gab einige Veränderungen. Die letzten Spiele zeigen, dass wir wieder einen positiven Trend haben. Jetzt wollen wir die Saison möglichst gut zu Ende bringen. Ja, die Akkus sind wieder voll – und sie bleiben es hoffentlich bis zum letzten Spieltag.


Privileg der Profis: Gerhardt und seine Mannschaftskollegen beim VfL Wolfsburg können ihre Elektroautos über die Ladesäulen am Trainingsgelände mit Strom versorgen

Meister der Nachhaltigkeit

Spezieller Titel für den VfL Wolfsburg: Im vergangenen Sommer lag der VW-Klub im Vergleich mit den nationalen Konkurrenten ganz oben. Eine Studie des Marktforschungsinstituts imug hatte die Nachhaltigkeit im Profifußball analysiert und die Vereine unter ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten bewertet. Nachhaltigkeit ist bei den Wölfen schon länger ein Thema, seit 2012 veröffentlichen sie einen entsprechenden Bericht über die internen Entwicklungen. Der VfL unterstützt auch die die Klimaschutzvereinbarung „Sports for Climate Action“ und die „Race to Zero“-Initiative der Vereinten Nationen. Ein zentrales Ziel des VfL Wolfsburg ist es, bis 2025 klimaneutral zu werden.

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