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AutorenbildArmin Grasmuck

„Wir möchten die Lasertechnologie in die Autos integrieren“ – Li Yi, Vorsitzender, Gründer und CEO von Appotronics, im electricar-Interview

Li Yi, Vorsitzender, Gründer und CEO von Appotronics, spricht über das Autofahren der Zukunft und erklärt, welche Rolle Licht und Lasertechnik beim autonomen Fahren spielen.


Li Yi - Vorsitzender, Gründer und CEO von Appotronics

Das Licht ist eines der Kernthemen, mit denen sich Ihr Unternehmen Appotronics beschäftigt. Was macht Licht zu einem Schlüsselfaktor der Elektromobilität und der großen Transformation?

 

Li Yi: Appotronics ist ein Unternehmen, das sich mit vielen Bereichen der Lasertechnologie befasst. Entscheidend ist hier die Qualität des Lasers, also die

Qualität des Lichts. Wenn wir von Autos sprechen, denken viele Leute an das Scheinwerferlicht oder das Licht im Innenraum. Wir entwickeln jedoch Produkte, die auf der Lasertechnik basieren, insbesondere Halbleiterlaser. Es gibt viele Bereiche in den modernen Autos, die auf diese Weise gesteuert werden können, speziell in den E-Autos. Tesla arbeitet beispielsweise gezielt daran, seine Fahrzeuge künftig über visuelle Technologie steuern zu lassen. Dafür braucht es gute Kameras und qualitativ hochwertiges Licht. Das ist unsere Vision. Wir reden nicht nur über das Licht, sondern über die Qualität des Lichts.

 

Können wir davon ausgehen, dass sich das Autofahren in Zukunft wie in einem Videospiel anfühlen wird?

 

Li Yi: Manchmal vielleicht. Ich nannte gerade Tesla als Beispiel. Dort wird eine

Machine-Vision-Technologie genutzt, sie benutzen Kameras für das autonome

Fahren. Hier gilt es zu unterscheiden: Wir haben Licht für das menschliche Sehen und Licht als relevantes Element für die Maschine. Diese Machine-Vision geht einen Level über das hinaus, was wir als Mensch wahrnehmen. Unser Auge kann nur Farben in einer gewissen Auflösung erkennen, dagegen ist die Maschine in der Lage, viel höhere Auflösungen zu erfassen.

 

Stimmt es, dass diese neue Art der Lasertechnologie bereits in E-Autos in China verbaut worden ist?

 

Li Yi: Es hat gerade begonnen. Die Automobilindustrie befindet sich in einer

Transformation, die sich in zwei Phasen vollzieht. Phase eins ist der Umstieg von den Verbrennungsmotoren auf Elektromodelle, die Batterie ersetzt den Benzintank. Diese Phase ist aus unserer Sicht so gut wie beendet. In der zweiten Phase steht genau diese große Batterie im Mittelpunkt, die viele neue Möglichkeiten schafft. Selbst den ikonischen Autos fehlte früher oft die Power für neue Technologien. Jetzt haben wir Modelle mit Batterien von 30 Kilowattstunden und mehr, die neue Technikelemente unterstützen können.


Appotronics rollbarer Laserbildschirm in einem nachgerüsteten Fahrzeug. (Bild: Appotronics)

Auf der Tech-Messe CES in Las Vegas waren Sie bereits im Zusammenspiel mit BMW im Einsatz. Gibt es weitere europäische Hersteller, mit denen Sie

kooperieren?

 

Li Yi: Wir haben einige Unternehmen in Europa kontaktiert. Wir haben natürlich auch Klauseln der Verschwiegenheit unterschrieben, deshalb darf ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten … (lacht) Wir sind mit drei deutschen Autobauern in Kontakt, alle drei sehr gut. Einer in München, einer in Stuttgart, einer in Wolfsburg.

 

Das sind nachweislich gute Adressen.

 

Li Yi: Wir kooperieren auch mit einem europäischen Hersteller im Großraum Paris. Es liegt uns wirklich viel in dieser Zusammenarbeit.

 

Die Europäische Union hat angekündigt, die Automodelle der chinesischen

Hersteller künftig mit Strafzöllen zu belegen. Inwieweit ist Ihr Geschäft davon

betroffen?

 

Li Yi: Wir sind gerade dabei zu analysieren, inwiefern es uns beeinflusst. Wir sind optimistisch, weil unser Unternehmen etwas Neues macht. Wir entwickeln neue Technologien, sind auf Innovationen fokussiert. Wir starten bei null. Bei uns läuft es auch etwas anders: Wir stellen unsere Innovationen den Herstellern in Europa genauso wie in China vor – was in China hin und wieder für Unmut sorgt. Und wenn es um die Lieferketten geht: Wir sind in der Lage, mit den relevanten Partnern in Europa zusammenzuarbeiten. Und wir können auch außerhalb von China produzieren. Wenn wir über das reine Licht sprechen: Wir arbeiten heute bereits mit Osram zusammen, kaufen dort Chips.

 

Wie wichtig sind das Licht und die Lasertechnik für das autonome Fahren?

 

Li Yi: Elon Musk war der Meinung, die Kameras in seinen Autos sind gut genug.

Bis er darauf aufmerksam gemacht wurde, dass die Kameras eben nicht gut genug sind. Du benötigst auch das Licht. Das Licht ist in der Lage, mehr Informationen zu erfassen, speziell wenn sie kodiert sind. Da geht es nicht nur darum, bestimmte Symbole zu erfassen, sondern auch zu analysieren, was dahintersteckt. Der Laser ist in der Lage, Licht auszusenden und Licht wieder zurück gesendet zu bekommen. Das Ergebnis kann die Kamera dann verarbeiten. Mit Laser und Kamera haben wir zwei Quellen für Input. So können wir die Komplexität erzeugen, die wir für das autonome Fahren benötigen, diese spezielle Architektur für den Algorithmus. Auch was die Geschwindigkeit betrifft: Das menschliche Auge sieht mit etwa 60 Hertz, der Laser transportiert die Informationen mit 60 Megahertz.


Appotronics Scheinwerfer-Laserprojektor-Technologie für Smart #5. (Bild: Appotronics)

Stimmt es, dass das autonome Fahren in China so gut wir startklar ist?

 

Li Yi: Ja, die Zeit rast, die Entwicklung schreitet voran. Es gibt bestimmte Gebiete, wo das autonome Fahren bereits erlaubt ist. Da können Sie die Menschen im Auto beobachten, wie sie die Hände vom Lenkrad nehmen. Es geht vor allem darum, Erfahrungen und Daten zu sammeln, um weiter lernen zu können. Dieses Wissen teilen wir natürlich auch gerne mit den europäischen Herstellern.

 

Mit welcher Intention startet Appotronics in das Jahr 2025?

 

Li Yi: Wir möchten die Lasertechnologie in die Autos integrieren. Diese Arbeit

machen wir seit drei Jahren. Wir haben viel gelernt und sind in der Lage, höchste Qualität zu liefern. So haben wir es geschafft, von null kommend Erlöse im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich zu generieren. Es war ein hartes Stück Arbeit und wir sind sanft gelandet. Wir spüren die gestiegene Nachfrage unserer Kunden. 2025 wollen wir ins dieser Tradition fortfahren. Wir arbeiten gerade an einem neuen Scheinwerferlicht. Es kann sich speziellen Temperaturen und Wetterverhältnissen, zum Beispiel Nebel, anpassen und die Sicht entsprechend optimieren. Es ist auch möglich, das Licht entsprechend anzupassen, wenn der Fahrer aus dem Auto steigt. Ein anderen Fokus liegt auf der Zusammenarbeit mit internationalen Kunden. Es bietet uns die Möglichkeit, uns entsprechend weiter zu entwickeln. In China liegt das Augenmerk der Kunden hauptsächlich auf dem Entertainment und

der Dekoration im Auto. In Europa geht es vor allem darum, die vorgegeben

Regularien bestmöglich zu interpretieren. In den USA steht die Einhaltung der

Kosten im Mittelpunkt. Sie sehen, da können wir noch eine Menge lernen. (lacht)


Approtronics-Stand auf einer Automesse in China, Mai 2024. (Bild: Appotronics)

 Über Appotronics:

Appotronics wurde 2006 in Shenzhen (China) gegründet. Seit Juli 2019 ist das Unternehmen an der Shanghai Stock Exchange börsennotiert. Die Geschäftsfelder umfassen Forschung, Entwicklung, Produktion, Verkauf und Leasing von Laserdisplay-Kernkomponenten.

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